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Die Magendrehung – oder Aemons zweiter Geburtstag

Es gibt diese Tage an denen man sich rückblickend an das noch so kleinste Detail erinnert… der 26.04.2023 war so ein Tag… 

Es war ganz normaler schöner milder Frühlingstag. Aemon und ich hatten eine späte Nachmittagsrunde gedreht und er hatte gegen 18.15 Uhr gefressen.

19:50 Uhr

Ich war mit Aemon im Garten und hatte noch etwas gewerkelt. Mir ist an ihm nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Gegen 19:50 Uhr hab ich mich kurz rein gesetzt, als ich aus dem Garten plötzlich merkwürdige Geräusche hörte. Ich rannte raus. Aemon stand da, mit hoch erhobenem Kopf und versuchte zu würgen. Es kam nichts heraus und die Laute waren ganz anders als sonst beim Übergeben – sehr viel lauter, quälender…

In diesem Moment überrollte mich bereits die Angst. Ich tastete seinen Bauch ab – er war sehr prall. Aemon würgte weiter und versuchte sich ins Gebüsch zurück zu ziehen. Nach drei Minuten untersuchte ich nochmal den Bauch. Der Umfang hatte sich weiter vermehrt und war straff wie eine Trommel. Meine Angst bestätigte sich mit der Erkenntnis: Magendrehung!

Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, schnappte ich mir die Leine und half Aemon vorsichtig ins Auto – ab Richtung Tierklinik Mönchengladbach Bökelberg.

Die TK war telefonisch nur über den AB erreichbar, so dass ich unser Kommen nicht avisieren konnte. An irgendwelche Geschwindigkeitsbegrenzungen habe ich mich nicht gehalten…. Mir war klar es kommt auf jede Minute/Sekunde an. Die Fahrt kam mir ewig vor…

20:25 Uhr

Um 20:25 Uhr erreichten wir die TK und mussten dort noch in einer Schleuse mit anderen warten. Ich war kurz davor durchzudrehen. Aemons Zustand verschlimmerte sich zunehmend und meine Angst wurde immer größer. Sobald die Schleuse aufging, sprach – oder vielmehr schrie – ich eine Mitarbeiterin/Ärztin an: „Magendrehung“. Sie hat mich kurz nach den Symptomen befragt, die Leine übernommen und sagte nur „sofort Röntgen“. 

20:35 Uhr

Nach schier unerträglichen 10 Minuten des Wartens kam eine weitere Ärztin und bestätigte meine Vermutung: Magendrehung und die Milz hatte sich bereits mitgedreht. Aemon wurde mir noch mal kurz gebracht, sie hatten den Bauchraum bereits entgast, aber er war in einem absolut desolaten Zustand und hat mich kaum noch wahr genommen. Fassungslos und mit der allergrößten Sorge musste ich nach Hause fahren. Die Operation sollte ca. 2-3 Stunden dauern. Sein Schicksal lag jetzt in den Händen der Ärzte.

01:00 Uhr

Bange Stunden des Wartens vergingen, bis gegen 1:00 Uhr der erlösende Anruf kam. Er hatte die OP gut überstanden, allerdings mussten sie die Milz entfernen – sie war bereits abgestorben. Der Magen wurde im Bauchraum fixiert, um eine erneute Drehung zu verhindern, aber eine 100% Sicherheit gibt es auch hier nicht. Die Ärztin meinte man müsse jetzt die Nacht abwarten ob er stabil bleibt und am Morgen die Blutergebnisse sowie das EKG auswerten. 

10:00 Uhr

Nach einer schlaflosen Nacht durfte ich um 10:00 Uhr endlich anrufen. „Sie können ihn abholen“! Ich konnte es kaum glauben, hatte ich doch mit mindestens 2 Tagen Klinikaufenthalt gerechnet. Es kann durch die Abschnürung der Blutgefäße zu Herzrhythmusstörungen kommen, aber Aemons Werte waren so gut, dass keine Bedenken bestanden ihn zu entlassen. 2 Stunden später konnte ich ihn wieder in meine Arme schließen. 

Auf der Rückfahrt lief im Radio „Knocking on Heavens Door“… mir schossen mal wieder die Tränen in die Augen – ich konnte kaum glauben, dass mein „Kleinteil“ mit mir im Auto saß und wir den Wettlauf mit dem Tod gewonnen hatten.

Viel trinken!

Mit der großen Bauchnaht war Treppen steigen die nächsten Wochen tabu und so wurde das Wohnzimmer kurzerhand mit einer Matratze zum Schlafzimmer umfunktioniert. Schonkost hatte ich bereits eingekauft. Er sollte über den Tag hinweg nur kleine Miniportionen bekommen. Am nächsten Tag konnten wir bereits vorsichtig eine Minirunde gehen und er erholte sich zusehends. Am 10. Tag nach der OP lief er leichtfüßig in die Klinik zum Fäden ziehen, machte aber auch mehr als deutlich, dass er keine Minute länger als notwendig dort bleiben würde…  

Schlafen...
Miniportionen...

Aemon hat alles wunderbar überstanden und ist heute 2 Jahre später für seine 12 Jahre super fit. Aber am 26.04.2023 ist er dem Tod nur ganz knapp entkommen. Deshalb hat er jetzt 2 Geburtstage… am 06.03. und eben am 26.04. Wir hatten so ein großes Glück!

Warum hatte Aemon eine Magendrehung?

Keine Ahnung! Es war nichts Außergewöhnliches an dem Tag. Genug Ruhe vor und nach dem Fressen. Die Temperaturen waren angenehm. Wie eine gute Freundin meinte: Vielleicht hat in Afrika ein Schmetterling mit den Flügeln geschlagen… 

Es gibt eine allerdings eine Disposition für große Hunde mit tiefem Brustkorb zur Magendrehung, das steht außer Frage. Aber was letztlich der genaue Auslöser war, wird für immer unbeantwortet bleiben.

Warum ich das alles so ausführlich erzähle?

Weil es über Leben und Tod entscheidet, ob man die Anzeichen einer Magendrehung rechtzeitig erkennt und sofort handelt!

Es ist ein absoltuter Notfall!

Zu unserem großen Glück war ich Zuhause. Und wir waren schnell, sehr schnell, weil ich einen Plan hatte. Von dem Erkennen bis zur OP haben wir gerade mal eine dreiviertel Stunde gebraucht. Aber die Milz hatte sich bereits mitgedreht! Es war also kurz vor knapp…

Die Magendrehung

Was passiert bei einer Magendrehung?

Der Magen ist beim Hund nicht starr mit der Bauchhöhle verbunden, sondern hängt an flexiblen Bändern. Der Magen dreht sich um die eigene Achse, die Blutgefäße werden abgeschnürt und es kommt zu einer Aufgasung. Milz und Bauspeicheldrüse können sich mit drehen. Durch die unterbrochene Blutzufuhr kommt es zu einem Kreislaufkollaps und der Hund stirbt.

Die Symptome

Wie erkenne ich, ob mein Hund eine Magendrehung hat?

  • Unruhe
  • Starkes Speicheln
  • Blasse Schleimhäute
  • Aufgekrümmter Rücken
  • Würgen ohne Output – das Geräusch ist sehr viel lauter, eher wie ein röhrender Hirsch
  • Erhobener Kopf – die Hunde nehmen teilweise eine Art Gebetsstellung ein 
  • Sehr praller Bauch, wie eine Trommel – der Umfang vergrößert sich rasant
  • Rapider körperlicher Abbau bis hin zur Atemnot und Kreislaufkollaps

Disposition zur Magendrehung

  • Große Hunde
  • Tiefer Brustkorb
  • Fressverhalten- Schlingen oder große Futterportionen
  • Direktes Toben oder Spielen nach dem Fressen
  • Stress

All diese Faktoren können eine Magendrehung begünstigen. Es gibt aber bis heute keine gesicherten Erkenntnisse über die Zusammenhänge.

Der Notfallplan

Es ist super wichtig, dass man einen Handlungsplan hat! Man kann in einer solchen Situation leicht in Panik geraten und im schlimmsten Fall vertut man wertvolle Zeit mit telefonieren um eine geeignete Klinik zu finden.

Die Klinik im Voraus kennen!

Nicht erst im Notfall googeln! Nicht jede Klinik kann eine solche OP durchführen, es sind erfahrene Chirurgen gefragt. Leider werden ja auch immer weniger Notdienste angeboten und sowas passiert eigentlich fast immer am Wochenende oder Nachts. Die Telefonnummer und Adresse sollten im Handy gespeichert sein.

Sofort los fahren! 

Nicht erst noch überlegen oder zögern, nicht telefonieren! Die Klinik kann man während der Fahrt anrufen. Jede Minute zählt! 

In diesem Sinne - passt gut auf eure Hunde auf! 

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